Die Apple Vision Pro ist zweifelsohne das spannendste Apple-Produkt der letzten Jahre. Nachdem diese neue Plattform inzwischen auch hierzulande verfügbar ist, habe ich es mir nicht nehmen lassen, mir ebenfalls ein Exemplar zu sichern.
Der Antrieb hinter dem Kauf war simpel. Erstens fasziniert mich die Technik, und zweitens ist visionOS – das Betriebssystem der Apple Vision Pro – für mich als Apple Developer ungemein spannend. Eines meiner persönlichen App-Projekte – eine Time Tracking-App zum Erfassen meiner Arbeitszeiten – hatte ich bereits vor dem Release der Vision Pro in Deutschland für visionOS optimiert. Die App live und in Farbe auf der Vision Pro zu sehen und zu nutzen, hatte wahrlich etwas Magisches an sich. Und weitere Projekte sind geplant.
Seitdem die Vision Pro in Deutschland verfügbar ist, ist sie bei mir täglich im Einsatz (von vereinzelten Ausnahmefällen einmal abgesehen). Diese Zeitspanne hat es mir ermöglicht, jene Bereiche zu identifizieren, in denen die Vision Pro für mich persönlich eine echte Bereicherung ist und meinen (Entwickler-)Alltag erleichtert. Hierbei bleibt jedoch die Erkenntnis, dass dieser Mehrwert den abgerufenen (wenn auch für die gebotene Hard- und Software durchaus gerechtfertigten) Preis von wenigstens 3.999,00 € für mich persönlich nur eingeschränkt rechtfertigt.
Heißt das, dass ich die Vision Pro missen möchte? Mitnichten! Aber es zeigt die für Apple durchaus schwierige Situation, diese gänzlich neue Geräte-Kategorie für den abgerufenen Preis in einem breiten Markt zu etablieren. Wie geschrieben, halte ich den Preis für die gelieferte Hard- und Software für gerechtfertigt. Damit ist die Vision Pro aktuell aber ausschließlich für all jene interessant, die die Technik begeistert und die über das nötige Budget verfügen sowie für diejenigen, die die AR-/VR-Funktionen, mit denen die Vision Pro brilliert, voll ausschöpfen können.
Ein besonderes Erlebnis
Als ich die Vision Pro auspackte und in Betrieb nahm, hatte ich zugegebenermaßen keine Ahnung, was mich erwarten würde. Natürlich kannte ich die Screenshots des Systems und wusste über die grundlegende Bedienung der Vision Pro Bescheid. Dennoch herrschte anfangs eine gewisse Überforderung, bis ich das System gestartet hatte.
Der Einrichtungsprozess ist – verständlicherweise – deutlich umfangreicher und komplexer verglichen mit anderen Apple-Produkten wie dem Mac oder dem iPhone. Dennoch hat es Apple geschafft, die Erfassung der eigenen Persona, die Einrichtung von Optic ID sowie alle notwendigen Kalibrierungen intuitiv, verständlich und simpel zu gestalten. Das ist definitiv Anerkennung wert.
Ebenfalls Anerkennung verdienen die kristallscharfen Displays und das spannende Bedienkonzept. Ich hatte meine Zweifel, dass eine Steuerung allein mit Augen, Händen und Stimme auch nur ansatzweise rund funktionieren kann. Gerade das Augen-Tracking und die Hand-Erkennung funktionieren aber so exakt, dass es eine Wonne ist, damit durch visionOS und Apps zu navigieren. Vorausgesetzt natürlich, man befindet sich in einer hellen Umgebung. Die ist aber ohnehin unablässig, um ordentlich mit der Vision Pro arbeiten zu können.
Apropos Arbeiten: Das Feature, das ich definitiv am meisten mit der Vision Pro nutze, ist die Spiegelung meines Macs. Im Zusammenspiel mit den virtuellen Umgebungen, in denen man sich verlieren kann, schaffe ich so eine bis dato nicht gekannte Arbeitsumgebung. Mir persönlich hilft dieser virtuelle Raum tatsächlich dabei, mich zu konzentrieren und fokussiert zu arbeiten. Dieses Feature ist für mich persönlich Gold wert und möchte ich in meinem Alltag nicht mehr missen.
Limitierungen der Software
Ohne die Möglichkeit, das Display eines Mac in der virtuellen Umgebung der Vision Pro zu spiegeln, sähe es in Sachen Produktivität aber ziemlich mau aus. Gerade für mich als Apple Developer fehlen Apps wie Xcode oder Swift Playgrounds, um die Vision Pro allein für sich als vollwertiges Arbeitswerkzeug einzusetzen. Auch Ulysses – meine App für alle Projekte rund ums Schreiben – gibt es nicht für visionOS; nicht einmal in Form der iPadOS-Version.
Selbst Apple besitzt in Sachen Apps ganz klar Nachholbedarf. Es ist zwar schön, dass Apps wie Erinnerungen und Kalender auf der Vision Pro verfügbar sind. Dass es sich bei ihnen jedoch „nur“ um die iPad-Varianten handelt, ist in meinen Augen eine schwache Leistung. Das App-Angebot für die Vision Pro ist bis dato generell überschaubar, da ist es schade, dass nicht einmal Apple seine eigenen Apps vollumfänglich für diese neue Plattform anpasst. Dasselbe gilt auch für Podcasts- und Bücher-App. Pages und Numbers liegen ebenfalls lediglich in ihrer iPadOS-Variante vor. Da ist ausgerechnet Microsoft schon deutlich weiter: Deren Office-Portfolio in Form von Word, Excel und PowerPoint lässt sich nativ auf der Vision Pro nutzen. Da ist es auch schade, dass visionOS 2 per se keine nativen Updates der genannten Apps erhalten wird (wenigstens nach dem jetzigen Stand der Dinge).
Immerhin steht Apples hauseigene Developer-App als native visionOS-Version zur Verfügung. Dabei dürfte es sich – nicht zuletzt aufgrund der jüngst vergangenen WWDC – um die App handeln, die ich bisher am meisten direkt mit der Vision Pro genutzt habe. Die Developer-App ist ein Paradebeispiel für eine gelungene Integration unter visionOS. Die Oberfläche ist übersichtlich, lässt sich flüssig bedienen und es stehen alle bekannten Funktionen (inklusive Video-Download) bereit. Sogar eine eigene schicke Umgebung lässt sich während der App-Nutzung einblenden; das ist ausgezeichnet gelungen!
Ich halte Apple zugute, dass die Vision Pro und visionOS noch ganz am Anfang stehen. Auch der Funktionsumfang von iPhone, iPad oder Apple Watch war anfangs dezent überschaubar und verbesserte sich erst im Laufe der Zeit merklich. Dennoch ist, Stand heute, die Software mit das größte Manko der Vision Pro. Außerhalb von Entertainment und dedizierten AR-/VR-Anwendungen gibt es kaum etwas, was den Kauf der Vision Pro rechtfertigt.
Spannende Zukunft
Apple hat mit der Vision Pro ein enorm spannendes Stück Technik abgeliefert. Ja, das Gerät ist teuer, den Preis halte ich aufgrund der verbauten Hardware, des ausgeklügelten Bedienkonzepts, der intuitiven Bedienung und der auf AR/VR optimierten Plattform aber für gerechtfertigt. Dennoch wird die Vision Pro – verglichen mit iPhone, iPad oder Mac – wohl für die meisten unerschwinglich und/oder uninteressant bleiben. Ich bin gespannt, ob und wann Apple mit einer günstigeren Variante der Vision (womöglich ohne den Zusatz Pro) aufwarten kann; und welche Abstriche dafür gegebenenfalls in Kauf genommen werden müssen.
Trotz der softwareseitig teils noch eingeschränkten Funktionalität möchte ich die Vision Pro und visionOS jedoch nicht mehr missen. Bereits nach kurzer Zeit hat sich die Vision Pro in meinen Alltag integriert und erlaubt es mir, mich für knapp zwei Stunden am Stück an den Mount Hood oder den Vrangla-See zu teleportieren, von wo aus ich schreiben und programmieren kann. Dann ist in der Regel erst einmal ein Aufladen des Akkus nötig. Aber das ist okay, kehre ich so doch noch regelmäßig in die echte Realität zurück.